Im Fenster

Wir sind durcheinander
Die Zeit spielt mit uns
Der Wind offenbart uns so manche Visionen
Wir haben Ärger und Träume
Wir klettern höher
Wir fallen früher

Wir sind zu nahe am Himmel
Verlieren den Boden
Wissen nicht, wo wir sind

Wir flüchten
Sehen Fenster
Und so manche Leben

Was war nur geschehen?

Seite 55-58

Ein Windhauch streifte sanft ihre Wangen, als sie den kleinen Pfad zum Fluss hinunter wanderten. Mit der Dämmerung zog ein wenig Nebel auf. Kleine Dunstschleier waberten über dem Bach, der neben ihnen in das Tal plätscherte.

Leon musste stehen bleiben. Vor ihm saß ein Rabe auf einem Holzpfahl und starrte ihn an.
›Hm, die Szenerie kenne ich. Ich habe die Aufregung und das Abenteuer gesucht und einen Wasserfall gefunden. Ich habe die Stille zur Seite geschoben.‹ Larissa bemerkte Leons fragende Augen und nahm ihn fest in die Arme.

Nach einer Weile gingen sie weiter. Sie kamen am Fluss an. Leon sinnierte: ›Ein fast vergessenes Gefühl kehrt zurück. Der Gesang der Vögel und das stille zauberhafte Bild des Flusses, zusammen mit Larissa ist mein ganzer Schatz.‹

Er fühlte sich aus der Zeit herausgefallen. Tränen traten in seine Augen.

„Die Sterne leuchten uns und flüstern: Heute Nacht braucht ihr keine Brücke zum Schlafen. Die sanften Wellen beruhigen mein Herz. Ich genieße diesen bezaubernden Abend mit dir zusammen.

Im nächsten Moment jedoch lachen die Sterne mich aus: Heute ein König, morgen ein Bettler.

Wo bin ich heute und wo bin ich morgen? Das Sternenlicht, so alt, es hat die Zeit ganz und gar vergessen, bis es schließlich in unser Auge strömt. Ich aber kann nicht vergessen.

Spielt die Zeit mit mir?“

Rezensionen

Auf amazon.de

Zart hingetupft und voller Poesie

„Das kleine Buch im Querformat enthält kurze, spirituell angehauchte Texte mit hohem poetischen Gehalt. Die Miniaturen – in der Spannbreite zwischen Gedicht, Betrachtung und Kurzgeschichte – appellieren an die Sinne des Lesers, lassen Geruch und Geschmack, Bild und Klang lebendig werden. Die Texte sind besonders gut geeignet für Menschen, die vielleicht selber nicht religiös sind, sich aber auf einen leisen Ausflug in die Welt eines transreligiösen spirituellen Fühlens mitnehmen lassen wollen. Bei all dem Hauch von Geistlichkeit behalten die Texte Bodenhaftung und sind für die weltlichen Gefühlslagen offen. „Am Fenster“ von Jo Kessler eignet sich auch gut zum Verschenken, das Buch liegt angenehm in der Hand und wurde von Bernd Brach bereichernd illustriert.“

Volltreffer

„Ein emotionales Juwel, das mir auf wunderbare Weise geholfen hat, die Höhen und Tiefen des Lebens besser zu verstehen. Die Kombination aus tiefsinniger Erzählung und eindrucksvollen Illustrationen hat mich nicht nur berührt, sondern auch inspiriert. Dieses Buch bietet Trost und Klarheit, besonders in herausfordernden Momenten, und erinnert daran, dass jede Phase des Lebens wertvoll ist. Für mich war es eine wahre Bereicherung – ein Werk, das ich jedem ans Herz lege. 5 Sterne!“